China als Hochschul- und Forschungspartner

BW_i brachte Vertreter*innen interessierter baden-württembergischer Hochschulen und Unternehmen in ihrer virtuellen Informationsveranstaltung auf den aktuellen Stand zu wichtigen Entwicklungen im chinesischen Hochschulbereich.

Wie steht es aktuell um deutsch-chinesische Austauschprogramme und wie wirkt sich die Covid-19-Pandemie auf deren Erfolg aus? Welche Förderprogramme auf Bundesebene stehen für Forschungsprojekte zur Verfügung? Auf diese und weitere Fragen erhielten Teilnehmer*innen von sieben Hochschulen und zwei Unternehmen am 7. April 2022 bei der BW_i-Veranstaltung „What’s New in China“ Antwort.

Zum Auftakt stellte Dr. Hai Sun, BW_i-Projektmanager für den Länderbereich China und Taiwan im Bereich Internationalisierung, aktuelle Entwicklungen im chinesischen Hochschulbereich vor. Die Pläne Chinas sind ambitioniert: Bis 2050 will das Land Weltmacht Nr.1 in Wissenschaft und Forschung werden und im 14. Fünfjahresplan der Regierung, der sich auf den Zeitraum 2021-2025 bezieht, sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um mindestens 7 Prozent jährlich steigen.
Unter den chinesischen Studierenden lässt sich laut Dr. Sun eine Verschiebung der Studienzielländer weg von den USA hin zu Nachbarländern wie Korea und Singapur, aber auch nach Europa beobachten. Grund dafür sieht er vor allem im Konflikt zwischen China und den USA.
Sehr beliebt unter chinesischen Studierenden seien inzwischen auch Doppelabschlüsse. Eine interessante Tendenz hierzu merkte Susanne Otte, Leiterin im Projektreferat P21 „Deutsche Studienangebote in Europa, Asien und Zentralasien“ des  Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD), in ihrem Vortrag an. Bei deutsch-chinesischen Hochschulkooperationen im Bachelorbereich ließe sich feststellen, dass die chinesische Seite versucht, die chinesischen Studierenden in China zu halten und ein deutscher Input eher im Online-Bereich gewünscht ist.
 

„Anstatt einer Aufteilung von Auslands- und Inlandssemestern auf beide Länder wird von China eine komplette Absolvierung des Studiums im Heimatland angestrebt“.

Susanne Otto Leiterin im Projektreferat P21 „Deutsche Studienangebote in Europa, Asien und Zentralasien“ des DAAD

Folgende weitere Entwicklungen gab Dr. Sun den Teilnehmer*innen mit:

  1. China baut Studiengänge in Schlüsseltechnologien auf: Von 2017 bis 2021 sind mehr als 400 KI-bezogene Studiengänge (mit BA- oder MA-Abschluss) entstanden.
  2. Es gibt zunehmende Kooperationsanfragen von chinesischer Seite aus Zentral- und Südchina.
  3. Der chinesische Staat unterstützt und finanziert die duale Hochschulausbildung mit einer Sonderpolitik.

Zum letzten Punkt gab der BW_i-Referent Dr. Sun die folgende Einschätzung:

„Die Umgebung für eine duale Hochschulausbildung ist in China noch nicht vorhanden. Dafür sind die chinesischen Firmen noch nicht bereit.“

Dr. Hai Sun BW_i-Projektmanager im Bereich Internationalisierung für den Länderbereich China und Taiwan

Im Anschluss stellten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der DAAD China-bezogene Förderaktivitäten für deutschen Hochschulen vor. Nicola Dierkes aus dem China-Team des Referats 214 beim BMBF (DLR Projektträger) präsentierte unter anderem die Fördermaßnahme „Moderne China-Forschung“. Gefördert werden darin 13 Forschungsvorhaben zu Fragestellungen der jüngeren Entwicklungen und zur aktuellen gesellschaftlichen und innovationspolitischen Situation in der Volksrepublik China mit Relevanz für Deutschland beziehungsweise Europa. Darunter ist auch ein gefördertes Projekt in Baden-Württemberg an der Universität Hohenheim in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Gemeinsames Ziel der BMBF-Förderaktivitäten sei es, die China-Kompetenz und die Qualität des China-Wissens im deutschen Forschungs- und Innovationssystem zu erhöhen, so Dierkes. Dazu gehört auch eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von BMBF und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für Hochschulen, die ihre China-Kompetenz erweitern möchten. Das Themenspektrum reicht von „Internationalisierungsstrategien“ über „Studierendenmobilität“ bis hin zu „chinesischen FuE-relevanten Gesetzen zum Umgang mit Daten“.

Susanne Otte vom DAAD schilderte in ihrem Vortrag, wie sehr die Restriktionen im Zuge der Covid-19-Pandemie den Austausch mit China seit circa drei Jahren erschweren. Während chinesische Studierende weiterhin nach Deutschland kämen, wenn auch die Zahlen um circa die Hälfte eingebrochen sind, so gingen deutsche Studierende gar nicht mehr nach China. „Die Bedingungen für die Einreise ändern sich ständig und die Flüge sind kaum noch bezahlbar“, sagte Otte. Eine Öffnung Chinas, schätzte sie, wird es wohl vor Ende 2023 nicht geben. Nichtsdestotrotz führte Otte durch die verschiedenen Stipendienprogramme des DAAD für Deutsche, die in China studieren oder forschen möchten. Auch gewährte sie Einblick in geförderte deutsch-chinesische Hochschulkooperationen, darunter an den Universitäten in Tongji, Beijing und Shanghai.

Dr. Hai Sun

Internationalisierung

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