Kaum eine Weltregion leidet in Bezug auf ihre politische und wirtschaftliche Bedeutung so sehr unter Narrativen, die verallgemeinern und nicht der Realität entsprechen, wie der afrikanische Kontinent. Vor allem medial wird Afrika immer noch häufig als Kontinent der Unsicherheit, der Krisen und der Korruption gezeichnet, was für die Entfaltung von Geschäftspotenzialen hinderlich ist. Diese Perspektive ist einseitig und vernachlässigt einen entscheidenden Aspekt: Afrika besteht aus 54 Staaten, die sich nicht nur kulturell und sozial, sondern auch in ihren politischen Systemen und Wirtschaftsstrukturen stark unterscheiden. Diese Heterogenität prägt den Kontinent und macht ihn zu einer äußerst facettenreichen Region. Es ist richtig, dass es auf dem afrikanischen Kontinent Staaten gibt, die von politischer Instabilität geprägt sind oder Konflikte erleben. Es gibt jedoch auch viele afrikanische Staaten, in denen sich stabile Demokratien entwickelt haben, deren Volkswirtschaften florieren, und deren Märkte für die baden-württembergische Wirtschaft überaus interessant sind. Korruption wird beispielsweise als allgemeines Geschäftshindernis in Afrika gesehen. Jedoch sind in verschiedenen Korruptions-Indizes viele afrikanische Staaten (darunter Botswana, Benin und Namibia) besser positioniert als klassische deutsche Handelspartner wie Indien, China oder Brasilien. Ein differenzierter Blick auf den afrikanischen Kontinent ist demnach die Basis, um die großen Geschäftsmöglichkeiten, die es für baden-württembergische Unternehmen auf unserem Nachbarkontinent gibt, zu beleuchten.
Die politische und wirtschaftliche Bedeutung des afrikanischen Kontinents
In der Tat hat die generelle politische und wirtschaftliche Bedeutung des gesamten afrikanischen Kontinents zugenommen. Ein eindrucksvolles Zeichen dafür ist die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) in die G20. Mit der Umsetzung der Panafrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) wird zudem ein einheitlicher innerafrikanischer Markt mit über 1,3 Milliarden Menschen entstehen, der die bestehenden Investitions- und Handelshemmnisse durch Marktfragmentierung und die von Land zu Land unterschiedlichen regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reduzieren wird. Auch die aktuellen globalen Herausforderungen, wie Russlands Angriffskrieg in der Ukraine oder das „De-Risking“ in den Beziehungen zu China (Abhängigkeiten von China in kritischen Bereichen reduzieren, um wirtschaftlichen Risiken zu mindern), verdeutlichen die große Relevanz Afrikas für Europa. Die sicherheitspolitische Zeitenwende ist zugleich eine geoökonomische: Lieferketten müssen neu aufgestellt und Märkte diversifiziert werden – verschiedene afrikanische Staaten bieten hier zahlreiche Chancen für Unternehmen aus Baden-Württemberg, ihre Geschäftsstrategien neu auszurichten und international zu wachsen.
Geschäftsmöglichkeiten in Afrika für Unternehmen aus THE LÄND: Der Energie- und Rohstoffsektor
Eine besonders vielversprechende Branche ist der Energiesektor. Viele afrikanische Staaten bieten einzigartige Voraussetzungen für die Nutzung grüner Energie. Der Kontinent verfügt über zahlreiche natürliche Ressourcen für Solar-, Wind- und Wasserkraft. Hinzu kommt das enorme Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff – einem entscheidenden Baustein für die Dekarbonisierung der Industrie. Länder wie Marokko, Mauretanien, Senegal, Angola und Namibia bieten gute Bedingungen für Wasserstoffprojekte und sind ideale Partner für Unternehmen, die auf der Suche nach nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten sind oder technologische Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien anbieten. Auch im Rohstoffsektor bestehen vielversprechende Chancen für Win-Win-Kooperationen zwischen baden-württembergischen Unternehmen und afrikanischen Akteuren. Der afrikanische Kontinent besitzt einen bedeutenden Anteil an den globalen Rohstoffreserven, darunter 90 Prozent der Platinmetalle, 55 Prozent des Kobalts und 36 Prozent des Mangans. Viele afrikanische Länder, die über Vorkommen kritischer Rohstoffe verfügen, streben an, sich vom reinen Rohstoffexporteur hin zu einer stärkeren lokalen Wertschöpfung zu entwickeln. Bei der Umsetzung dieses wichtigen Ziels könnten auch baden-württembergische Unternehmen eine Rolle spielen und Geschäftschancen nutzen, indem sie in lokale Wertschöpfung investieren und ihre Expertise in Bereichen wie Chemie oder Maschinenbau einbringen.
Zentrale Standortvorteile: Demografie und Rohstoffe
Der afrikanische Kontinent verfügt nicht nur über außergewöhnliche natürliche Ressourcen, sondern auch über eine junge und wachsende Bevölkerung. Der Altersdurchschnitt des Kontinents liegt bei nur etwa 19 Jahren – der niedrigste weltweit. Bis Mitte dieses Jahrhunderts wird Afrika voraussichtlich ein Viertel der Weltbevölkerung stellen. Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, wird dann ebenso viele Einwohner haben wie die gesamte EU. Damit hat der afrikanische Kontinent einen zentralen Standortvorteil hinsichtlich Marktgröße, Arbeitskraft, Innovation und Wachstum. Diese Entwicklung bietet Unternehmen aus Baden-Württemberg eine große Chance, in dynamische und zukunftsträchtige Märkte zu expandieren, die demografisch einige Vorteile bieten. Die baden-württembergische Wirtschaft kann diese Chancen nutzen, um ihre internationale Präsenz zu stärken und von den Wachstumsimpulsen des afrikanischen Kontinents zu profitieren.
Services von BW_i zur Markterkundung in Afrika
Der afrikanische Kontinent bietet für hiesige Unternehmen vielfältige Geschäftspotenziale in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren. Entscheidend ist dabei, ein differenziertes Verständnis von afrikanischen Ländern und Märkten zu entwickeln. Baden-Württemberg International (BW_i) unterstützt mit Informationen über Geschäftschancen in unterschiedlichen Branchen und afrikanischen Staaten.-Dies geschieht in Form von länderspezifischen Artikeln und Berichten, Web-Seminaren mit Marktexpertinnen und -experten aus unterschiedlichen afrikanischen Staaten und gezielten Delegationsreisen.