Japan wartet auf deutsche Start-ups“ - so lautet die Überschrift eines Handelsblatt-Artikels vom September 2022. Ist das so? Und wenn ja, wie sehen die Potenziale für baden-württembergische Start-ups aus?
Bis 2027 plant die japanische Regierung, ihre Investitionen in Start-ups auf 65,8 Milliarden Dollar zu erhöhen. Das Ziel: 100.000 Start-ups und darunter 100 sogenannte Einhörner, also junge Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar, zu generieren.
Tokio strebt mit diesem Plan an, sich mithilfe eines Netzwerks aus Regierung, Wirtschaft und Wissenschaft zu einem wettbewerbsfähigen Innovationszentrum zu entwickeln und international stärker in Erscheinung zu treten. Laut des The Global Startup Ecosystem Report (GSER) von 2024 ist Tokio ist zum ersten Mal in die Top 10 der globalen Start-up-Ökosysteme aufgestiegen und hat sich innerhalb eines Jahres um fünf Plätze auf Platz 10 verbessert. Zum Vergleich: Berlin befindet sich auf Platz 15, Platz 1 und 2 belegen das Silicon Valley und London. Nebenbei verfolgt Tokio das Ziel, die weltweit start-up-freundlichste Stadt zu werden.
Nicht nur Tokio hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Auch das knapp 50 Kilometer entfernte Yokohama hat sich zu einem strategischen Businesshub für Start-ups und Unternehmer entwickelt. Dabei setzt Japans zweitgrößte Stadt auf Forschung und Entwicklung. Im Fokus: Green Transformation. Yokohama will ein Dekarbonisierungsmodell für Großstädte entwickeln, um damit ein globales Vorbild zu sein. Dabei setzt die Handelsstadt auf ausländische Start-ups: „Foreign start-ups with new ideas or technologies are required to break the boundaries in Yokohama“, sagt Akihiro Hikita, Geschäftsführer von Global DX. Die Organisation fördert den Austausch internationaler Start-ups mit japanischen Firmen. Da Yokohama sich als nachhaltig orientiert versteht und als Hotspot für Innovationen weiterwächst, ist die Stadt offen für globale Innovationen und international denkende Gründer. Die Offenheit liegt in Yokohamas „DNA": Yokohama galt als „Tor zur Welt“ Japans, da es eine der ersten Hafenstädte war, die sich nach langen Zeiten der Abschottung für den internationalen Handel geöffnet haben.
Seit 1989 pflegen Baden-Württemberg und die japanische Präfektur Kanagawa mit der innovationsstarken Metropole Yokohama im Zentrum eine enge Partnerschaft. In einer Welt voller wirtschaftlicher Unsicherheiten sticht Japan heute als verlässlicher, langfristig orientierter und technologisch führender Partner hervor.
Chancen für baden-württembergische Start-ups
Gerade vor diesem Hintergrund eröffnet die bewährte Zusammenarbeit neue Perspektiven für Start-ups aus dem Südwesten:
- Gesundheitswesen/ Life Sciences, Robotik und KI: Mit einem Durchschnittsalter von knapp 50 Jahren ist Japan das älteste Land der Welt. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Innovationen aus dem Gesundheitswesen, insbesondere nach medizinischen Geräten und digitalen Gesundheitstechnologien. Ob in der Industrie oder in der Pflege - verbunden mit der alternden Bevölkerung ist auch die steigende Nachfrage an Robotik. KI-Start-ups, insbesondere mit Lösungen im Gesundheitswesen, sind für Investoren besonders attraktiv. Dazu gehören medizinische Diagnostik, prädiktive Analytik und personalisierte Behandlungspläne.
- Erneuerbare Energien und ClimateTech: Spätestens seit der Katastrophe von Fukushima investiert Japan in grüne Energielösungen und grüne Transformationstechnologien. Hier sind insbesondere Wasserstoff und Lithium-Ionen-Batterien spannend.
- Fertigung: Auch hier sind KI/ Robotik, sowie Automatisierung relevant. In Japan haben technologische Innovationen im Bereich Produktion eine große Bedeutung, insbesondere durch den Einsatz von Robotik, Automatisierung und KI-gesteuerten industriellen Prozessen. Besonders dynamisch entwickeln sich Teilsektoren wie die Halbleiterproduktion und Technologien für autonomes Fahren.
Japans Engagement in diesen Sektoren zeigt den klaren Kurs auf technologische Exzellenz, nachhaltige Industrieentwicklung und globale Innovationsführerschaft, vor allem in der Hightech- und Fertigungsbranche.
Start-up BW in Japan
Vom 8. bis 13. Mai 2025 reisten fünf Start-ups aus Baden-Württemberg im Rahmen von Start-up BW International nach Tokio, um an der renommierten Innovationsmesse SusHI Tech teilzunehmen und den japanischen Markt kennenzulernen. Gefördert wurde die Reise durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, organisiert wurde sie von BW_i.
Ergänzt wurde die Reise durch eine zweitägige Ökosystem-Tour mit spannenden Einblicken und Pitch-Möglichkeiten vor japanischen Unternehmen und potenziellen Investoren sowie dem Austausch mit erfolgreichen deutschen Gründern vor Ort. Durch die Reise konnten die Teilnehmenden wertvolle Kontakte und neue Perspektiven für eine internationale Geschäftsentwicklung generieren: